BirdLife Österreich – die Vereinsgeschichte
In 70 Jahren von der „Österreichischen Vogelwarte“ zur „Österreichische Gesellschaft für Vogelkunde“ bis zu „BirdLife Österreich“
Ornitreff 1953.
Die Geburtsstunde lag im April 1953 als wissenschaftlicher Verein unter dem Namen „Österreichische Vogelwarte – Verband für Vogelkunde und Vogelschutz“ unter dem ersten Vorsitzenden Dr. Lothar Machura. Die Zielsetzungen beinhalteten „die Einrichtung und Förderung von Vogelwarten in Österreich, die Pflege des wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Vogelschutzes, sowie die Verbreitung des Vogelschutzgedankens in der Bevölkerung“.
Wichtig war in den 1950er Jahren die Beringungsarbeit an der Biologischen Station Neusiedler See und die Herausgabe von Fachpublikationen, auch regelmäßige Treffen interessierter Ornithologen wurden organisiert.
1960er - 1980er
Artenschutzsymposium ÖGV 1987.
Professionalisierung des Vereins
In den 1960er und 1970er Jahren erfolgten durch eine neue Generation an Biologiestudenten und Wissenschaftlern eine Professionalisierung des Vereines, was sich auch in der Umbenennung zur Österreichische Gesellschaft für Vogelkunde (ÖGV) ausdrückte – Vorsitzender war damals Leopold Aschenbrenner (1968-1976).
Auch war man um die Verstärkung der Präsenz in den Bundesländern bemüht. 1979 wurde mit BirdLife Steiermark der erste Zweigverein gegründet, dem 1993 Kärnten und 1994 Vorarlberg nachfolgten. Darüber hinaus gab es in allen Bundesländern sehr aktive Landesstellen. Auch die Naturschutzarbeit wurde in den 1970ern verstärkt wahrgenommen. Ein Meilenstein in der österreichischen Vogelkunde war zweifellos der erste österreichische Brutvogelatlas, für den 1981 – 1985 österreichweit kartiert wurde, und der 1993 publiziert worden war.
Ebenfalls in den 1980er Jahren wurden unter dem Vorsitzvon Dr. Kurt Bauer (1986-1997) auch die erste Ausgabe von „Vogelschutz in Österreich“ von Dr. Friederike Spitzenberger 1983 veröffentlicht sowie das Inventar zu den „Important Bird Areas“ (1989) und eine moderne österreichische Rote Liste und Artenliste (1989) publiziert.
1990er - 2010er
In gastfreundlicher wie praktikabler Weise war die ÖGV damals in der Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums Wien untergebracht. Erst 1997 wurden größere Büroräume im Museumsquartier bezogen und dort das Vereinsbüro ausgebaut – wo es auch heute noch zu finden ist. Wir erfreuen uns nach wie vor der Gastfreundschaft des NHM Wien, dem dafür unser aufrichtiger Dank gebührt!
1994 erfolgte mit dem Beitritt zu BirdLife International und der Umbenennung in „BirdLife Österreich“ die markanteste Zäsur in der jüngeren Vereinsgeschichte und damit auch ein Bekenntnis zur Stärkung der Vogelschutzarbeit – ohne die fachliche Basis verlassen zu wollen. Als Partner von BirdLife International und damit Teil eines Netzwerkes von über 100 Partnerorganisationen profitieren wir einerseits von der Internationalen Zusammenarbeit im Rahmen diverser Kampagnen und wissenschaftlichen Projekten sowie in Europa vor allem von der Arbeit auf EU-Ebene.
Zielgruppenerweiterung
Hinzu kommt die strategische Vorgabe von BirdLife International die Bevölkerung für den Vogelschutz zu mobilisieren und damit neue Zielgruppen für den Verein anzusprechen, wie dies ab 1993 u.a. mit dem „Vogel des Jahres“, und später mit der „Stunde der Wintervögel“ erfolgreich umgesetzt wurde. Das stellt bis heute unseren Verein vor die Herausforderung, den Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch, Vogelschutzaufgaben und breitenwirksamen Agieren zu bewältigen. Unter dem Vorsitz von Ass. Prof Dr. Gerhard Loupal (1997-2015) wurde der Mitarbeiterstand mit den wachsenden Aufgaben zusehends vergrößert und im Sinne einer professionellen Vereinsarbeitdie Arbeitsbereiche Vogelschutz, Wissenschaft, Fundraising, PR und Administration definiert.
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und so hat BirdLife Österreich etwa zur Zeit des EU-Beitrittes Österreichs mit der tatkräftigen Hilfe von BirdLife International viel für den Vogelschutz in Österreich bewirken können – nicht zuletzt durch die Erarbeitung der „Important Bird Areas“, die als fachliche Grundlage für die EU-Vogelschutzgebiete im Rahmen des Natura-2000-Netzwerks dienten.
BirdLife Österreich heute
Das Team auf Mitarbeiterklausur 2019.
Dank des 1998 gestarteten „Brutvogel-Monitoring“ wissen wir heute über die Bestandsentwicklung und den Erhaltungszustand vieler häufiger Vogelarten so gut Bescheid wie nie zuvor – und auf dieser Basis wurde auch ein zentraler Schwerpunkt unserer Arbeit klar: Der Einsatz für eine naturverträgliche Landwirtschaft und damit für den Schutz der Kulturlandvögel begleitet uns ständig, vor allem im Rahmen der jeweiligen Verhandlungen für die EU-Agrarförderpolitik sowie das österreichische Agrar-Umweltprogramm (ÖPUL).
Vogel- und Naturschutz
Nach vielen Jahrzehnten ist mit der Rückkehr mancher Greifvogelarten wiederum der „Kampf“ gegen die illegale Greifvogelverfolgung aktuell geworden. Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten konnte viel für den Vogelschutz im Wald umgesetzt werden und zuletzt konnten durch die Kooperation mit REWE/Blühendes Österreich zahlreiche Kleinode in der Landschaft gesichert werden. Die Bevölkerung versuchen wir auf breiter Basis mit verschiedensten Aktionen (z.B.: Schwalbenzählung) zielgerichteten Informationen, moderner Medienarbeit und Fundraising für aktuelle Vogelschutzthemen zu sensibilisieren, um für den Schutz der Vogelwelt und der Natur höhere Akzeptanz zu erreichen.
Die Geschichte wiederholt sich auch – Die Kartierung 2013-2018 für den neuen Brutvogelatlas wurden mithilfe des unermüdlichen Einsatzes zahlreicher ehrenamtlicher MitarbeiterInnen nun erfolgreich abgeschlossen, die Publikation ist 2024 erschienen.
Damit ist unter dem aktuellen Vorsitz von Univ.-Prof. Wilhelm Firbas (ab 2015) wieder eine aktuelle Grundlage für unsere Vogelschutzarbeit vorhanden, die uns wie eh und je vor großen Herausforderungen stellt, die wir gemeinsam mit unseren starken Partnerstrukturen in den Bundesländern weiterhin engagiert meistern wollen.