Der Grüne Bamhakl, wie der Grünspecht (Picus viridis) im Wiener Volksmund genannt wird, ist mit seinen 30-36 cm etwa so groß wie eine Taube und mit seinem exotisch grünen Gefieder eine eindrucksvolle Erscheinung. Er sieht seinem kleineren Cousin, dem Grauspecht, nur auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Sowohl das Grünspecht-Männchen als auch das -Weibchen besitzen einen ausgedehnt roten Scheitel und eine schwarze Maske um die Augen. Beide Geschlechter besitzen weiters einen dicken Bartstreif, beim Männchen rot gefärbt mit schwarzer Umrandung und beim Weibchen ausschließlich schwarz gefärbt.
Kann man den Grünspecht bei seinem in kräftigen, im Bogen verlaufenden Flug beobachten, so wird man sehen, dass sein Gefieder kräftiger gelbgrün leuchtet als beim bezeichnenderweise graugrünen Grauspecht.
Seine Lebensraum-Ansprüche
Der verhältnismäßig große Specht liebt halboffene Landschaften, wie Parks, Streuobstbestände, Feldgehölz, sowie die Randzonen von Laub- und Mischwäldern. Man findet ihn aber in auch in höheren Lagen im Bergwald. In geschlossenen Wäldern wird man ihn jedoch nur antreffen, wo es auch größere Lichtungen, Kahlschläge oder Waldwiesen gibt. Auch die weitgehend baumfreie Agrarlandschaft meidet er.
Nach dem Buntspecht ist der Grünspecht mit etwa 320 bis 530 Brutpaaren die häufigste Spechtart Wiens. In den aufgelockerten Siedlungsgebieten Wiens kommt der Specht flächig vor. Ebenso ist er in den lichten Bereichen des Wienerwaldes, sowie in den Auwäldern und Auwaldresten entlang der Donau zu beobachten.
Auch im innerstädtischen Bereich kann man den grünen Specht in Parks entdecken, welche seinen Lebensraumansprüchen sogar sehr entgegenkommen: Er braucht alte Bäume und kurzrasige Grünflächen.
Denn der auch als Erdspecht bezeichnete Vogel verbringt viel Zeit auf dem Boden, um nach Nahrung zu suchen, konkret: Ameisen und deren Larven. Diese machen den Hauptbestandteil seiner Nahrung aus, die er, über den Boden hüpfend, auskundschaftet. Doch auch Fliegen und Mücken, weiters Bienen, Wespenlarven, Käfer, Regenwürmer und Schnecken können auf seinem Speiseplan stehen, mitunter sogar Obst und Beeren.
Hat ein Grünspecht einmal ein Ameisennest ausgemacht, hackt er einen bis zu acht Zentimeter tiefen Trichter in den Ameisenhügel bzw. in den Boden, um mit seiner zehn Zentimeter langen Zunge (Rekordhalter unter unseren heimischen Spechten!) die Ameisen aus den Gängen zu holen. Seltener kann man ihn auch an einem Baumstamm nach Insektenlarven suchend entdecken.
Unverwechselbarer "Lacher"
Ab November, meist jedoch ab Februar und März, hört man den „lachenden“ Gesang, meist vom männlichen Grünspecht vorgetragen. Es sind dies in der Tonhöhe leicht abfallende „kjück“-Rufe, die am Ende etwas schneller gereiht sind. Dafür trommelt er weitaus seltener als andere Spechte. Prinzipiell rufen die Erdspechte (Grün- und Grauspecht) her und trommeln wenig.
Zur gleichen Jahreszeit finden sich die Grünspechtpaare, welche durchaus über mehrere Brutsaisonen zusammenbleiben können. Ab März wird gemeinsam an einer Höhle gebaut. Selten ist es eine in morschem Holz selbst angelegte Baumhöhle. Der Grünspecht übernimmt lieber alte (Buntspecht-)Höhlen und baut sie aus.
Das Weibchen legt darin fünf bis acht langovale, weiße Eier, welche auf Holzspänen liegen. Sind die Jungvögel einmal aus der Höhle ausgeflogen, teilen sich die Grünspechteltern – wie auch bei anderen Spechtarten – die Kinderbetreuung gleichberechtigt auf. Bis in den Herbst kann der Familienzusammenhalt noch bestehen bleiben, bevor sich die Jungvögel eigene Reviere suchen.
Auch wenn der Grünspecht in Wien noch nicht gefährdet ist, sollte Wert darauf gelegt werden, bestehende Altbaumbestände sowie Grünflächen zu erhalten, sowie eine zunehmende Verbauung in den Gartensiedlungen in Wien zu vermeiden.
Fotos: (c) E. Kucs, B. Paces, L. Lugerbauer